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Wenn das Training zur Belastung wird…

Kennt ihr das? Arbeit, Familie, Uni und oder andere Verpflichtungen entwickeln sich manchmal zu einem enormen zu absolvierenden Pensum. Man weiß nicht, wo man überhaupt anfangen und vor allem, wie man alles in 24 Stunden schaffen soll. Das Training unterkriegen fällt da oftmals schwer und manchmal wird der geliebte Sport sogar zur Belastung. So geht es mir zumindest gerade. Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit im Sport.

Wie einige von Euch sicherlich mitbekommen habe, schreibe ich gerade meine Masterarbeit. Aktuell bin ich – natürlich selbstverschuldet – in einen zeitlichen Engpass geraten und habe nur noch drei Wochen Zeit für ein Pensum, das nur mit einem ziemlichen Stressfaktor und einigen Nachtschichten möglich ist. Ich habe zwar Lust Sport zu treiben. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass das mit noch mehr Stress bezüglich der Abschlussarbeit verbunden wäre. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie sehr mich das nervt.

Eine Zwickmühle

Das Kopf-Problem: ich weiß zwar, dass die Uni derzeit wichtiger ist. Ich weiß aber auch, dass ich noch zwei Liga-Wettkämpfe bestreiten muss, da mein Team sonst nicht komplett wäre. Meine Lösung: Ich mache Sport dann, wenn ich wirklich die Zeit dazu finde. Beispielsweise dann, wenn ich einen größeren Abschnitt geschafft habe und mein Kopf eine Auszeit braucht. Außerdem versuche ich den Sport, wenn möglich, auf morgens zu verlegen. So habe ich etwas getan, bevor ich an den Schreibtisch oder in die Bibliothek gehe. Zwar ist das zeitlich gesehen nur ein Bruchteil von dem, was ich gerne absolvieren würde, aber es reicht.

Das Positive: Durch die Mitteldistanz Ende Juli habe ich eine gute Grundlage gebildet. Die anstehenden Wettkämpfe sind eine Olympische und eine Sprint-Distanz. Ich weiß, dass ich diese schaffen werde. Die Frage ist nur: Wie lange brauche ich dafür? Doch umso länger ich gerade darüber nachdenke: Eigentlich ist das auch vollkommen egal. Denn ich mache diesen Sport, weil er mir Spaß macht. Und viel zu oft verlieren wir diesen oder vergessen, dass der Sport unser Ausgleich zum Alltag ist. Sport soll und darf keine Belastung sein. Ist das Training für deinen Kopf bereits zur einer solchen Belastung geworden, dann läuft definitiv etwas falsch.

„In meinem Trainingsplan steht aber…“

Ja, schön. Schön, dass das in einem Trainingsplan steht, was man eigentlich tun soll.  Aber  wie oft hast Du dich in letzter Zeit gefragt, wie es dir eigentlich geht? Steht das auch in deinem Trainingsplan? So oder so ähnlich zumindest ergeht es mir manchmal, wenn ich mich mit anderen Sportlern unterhalte. Der Plan wird an erste Stelle gesetzt, die Warnhinweise des Körpers werden missachtet und weiter trainiert, obwohl wir einfach mal eine Auszeit bräuchten. Ein Trainingsplan hilft uns zwar, unser Sportlerleben mit dem „normalen“ Alltag zu verbinden, doch gleichzeitig unterwerfen wir uns vielen Zwängen. „Ich MUSS aber“, heißt es oft. Aber müssen wir eigentlich wirklich?

Ich bin der Meinung: Nein, wir müssen nicht. Wir machen diesen Sport – egal, ob Triathlon, Laufen, Schwimmen, Radfahren oder irgendeine andere Sportart – doch eigentlich, weil wir ihn lieben. Weil wir Spaß daran haben unsere Grenzen auszuloten und sie zu verschieben. Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Warum also das Training durchprügeln, wenn wir keine Lust darauf haben oder es zusätzlichen Stress bedeuten würde? Richtig. Wir sollten uns regelmäßig auf diesen Spaß besinnen und uns immer wieder vor Augen führen, warum wir das eigentlich tun. Stress hat meiner Meinung nach nichts im (Amateur-) Sport zu suchen. Spaß dagegen schon.

Meine Tipps

  1. Setzt Prioritäten. Manchmal können wir recht einfach herausfinden, welche Dinge in unserem Leben gerade wirklich wichtig sind und welche nicht. In meinem Fall: Masterarbeit ist wichtig, denn mein Uni-Abschluss wird mich mein ganzes Leben begleiten und hoffentlich einige Türchen öffnen. Das Training oder der nächste Wettkampf sind vergleichsweise unwichtig. Die nächste Möglichkeit kommt bestimmt.
  2. Redet mit Eurer Familie oder Freunde über Probleme. Manchmal hilft es ungemein, mit Vertrauten über die Situation zu sprechen. Oftmals haben sie ziemlich brauchbare Tipps, wie man die Lage verbessern kann. Außerdem verschafft es einem Rückhalt und vor allem Verständnis, wenn man schlechte Laune haben sollte.
  3. Sucht Euch neue Ziele zu einem anderen Zeitpunkt. Manchmal braucht es nur neue Ziele, um über neue Motivation zu finden. Heißt: Kennt ihr das zeitliche Ende der „schlechten Phase“, könnt ihr Euch für danach neue Ziele suchen. Ich überlege derzeit zum Beispiel, ob ich im Oktober einen Halbmarathon und im November oder Dezember einige 10-Kilomter-Rennen laufen soll. Ich gebe meine Masterarbeit Mitte September ab und könnte so noch den ein oder anderen Wettkampf in diesem Jahr absolvieren. So kann ich mich jetzt konzentrieren, weiß aber dennoch, dass ich nicht ohne Ziel bin.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Sport!

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4 Comments

  • Reply
    Daniel
    24. August 2016 at 7:11

    Das allerwichtigste steht in deinem letzten Artikelsatz: Spaß am Sport. Dein Dilemma ist nachvollziehbar und ich denke wir alle haben Phasen, wo wir beruflich stärker eingebunden sind und Prioritäten setzen müssen. Oder wo die Familie mehr Aufmerksamkeit benötigt oder oder oder.

    Du machst das doch ganz gut, der Kompromiss klingt durchführbar und gibt die mehr Ressourcen für das Studium ohne das du das Gefühl haben musst deine ganze Form zu verlieren.

    Gerade das Training am Morgen gibt ja auch einen Schub für den Kopf. Allerdings solltest du derzeit gut auf deinen Körper hören und lieber einmal mehr verzichten als einmal zu viel trainieren, denn ein erhöhter Stressspiegel sorgt für mehr Cortisolausschüttung und der kann mittelfristig deinen Hormonhaushalt ordentlich durcheinander wirbeln und eher das Gegenteil deiner Ziele bewirken.

    Psychischer Stress ist für den Körper nicht weniger anstrengend als körperliches Training, dass sollte man ernst nehmen!

    So oder so: Viel Erfolg bei der Arbeit und mach das beste mit den beiden Wettkämpfen. Ich drücke die Daumen.

  • Reply
    Fox
    24. August 2016 at 7:47

    Sehr richtiger Beitrag. Ich glaube, dass man seinen Trainingsplan auch mal Trainingsplan sein lassen muss. Im Notfall muss man seine Ziele eben entsprechend anpassen. Wir wollen uns ja schließlich nicht kaputttrainieren!

  • Reply
    eattraincare
    24. August 2016 at 9:43

    Ja, Ja und JA!!! Mir geht es momentan ganz ähnlich und ich erkenne mich in Deinem Beitrag sehr gut wieder.
    Du bringst es auf den Punkt, Sport ist ein Hobby, soll Spaß machen, sich unnötig zu stressen macht es nicht besser.
    Momentan halte ich es ähnlich wie Du, wenn es zeitlich passt, mache ich kurze Einheiten gleich am Morgen. 1-2x die Woche versuche ich mich zum Sport zu verabreden, das ist dann verbindlicher- ich weiß, dass ich einen Termin habe und daher bin ich den Tag über effizienter, damit ich abends rechtzeitig rauskomme.
    Zum Glück ist es bei Dir absehbar. Eine stressige Zeit, keine Frage, aber die nächsten drei Wochen Vollgas und dann fällt erstmal eine ordentlich Last von Deinen Schultern. Das Gefühl wird unbezahlbar sein 🙂

    Drück Dir die Daumen und wünsche Dir ganz viel Erfolg!!
    Liebste Grüße,
    Sarah

  • Reply
    Lieblingsblogs Folge 30 - Coffee & Chainrings
    4. November 2016 at 15:14

    […] » Wenn das Training zur Belastung wird, dann muss man Prioritäten setzen. Ann-Kathrin kann das, auch wenn es nicht immer leicht fällt. […]

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