Durch den Sport habe ich viele Freundschaften geschlossen, die bereits seit Jahren bestehen und auf die ich bauen kann. Auch an Tagen, die nicht unbedingt optimal laufen, kann ich darauf vertrauen. Ein Beispiel.
Es ist kurz nach 15 Uhr und ich habe ungefähr noch drei Stunden zu arbeiten. Irgendwie läuft es heute nicht. Viele verschiedene Aufgaben, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht und dann gibt es auch noch ein paar Problemchen. Nach der Arbeit bin ich eigentlich zum Training verabredet, so wie jeden Donnerstag. Die letzten zwei Wochen musste ich meine Trainingspartnerin Katrin allerdings schon versetzen – krankheitsbedingt. Draußen ist es stürmisch, ich fühle mich platt und möchte eigentlich nach dem Feierabend nach Hause.
Training als Therapie
Ich schreibe Katrin eine Nachricht bei WhatsApp. „Ich würde gerne auf das Laufen verzichten“, sage ich und erkläre ihr, was los ist. Ihre Antwort: „Lass uns gerade deshalb laufen.“ Meine erste Reaktion: Wo nimmt sie diese positive Art her? Ich weiß es nicht. Die Zeit verstreicht und für großes Nachdenken ist es jetzt sowieso zu spät. „Zum Glück wird der Wind weniger und es regnet nicht“, denke ich. Meine Lust auf Training ist immer noch gleich Null, aber ich freue mich, Katrin zu treffen und mich auskotzen zu können. Wir laufen los, die Sonne geht unter und wir kommen aus dem Tratschen nicht mehr heraus. Wir kommen zurück zu unserem Ausgangspunkt und sind knapp 50 Minuten gelaufen. Zwar „nur“ 6,2 Kilometer, doch nach meiner krankheitsbedingten Pause war dies mein erster Lauf. Von daher sollte ich damit zufrieden sein. Und es geht mir einfach gut! Ich bin meiner Trainingspartnerin Katrin dankbar. Nicht nur für den kleinen Tritt in den Hintern, sondern auch für das offene Ohr, die positive Art und den Austausch, den wir Woche für Woche haben.
Viele denken, Triathlon sei eine Einzelsportart. Doch wer das sagt, hat meiner Meinung nach den Sport nicht verstanden – oder sich nicht lange genug damit auseinander gesetzt. Neben Teamwettbewerben wie beispielsweise den Ligen der Bundesländer, gibt es mittlerweile ja auch tolle breitsportliche Veranstaltungen wie den „10 Freunde Triathlon“. Doch Triathlon ist aus meiner Sicht an noch viel mehr Punkten eine Teamsportart.
Familie oder Freunde sind dein persönliches Team!
Einerseits, weil es in unserem Umfeld die Familie oder Freunde gibt, die immer zu einem halten. Die uns Unterstützung bieten, Rückhalt geben, wenn es mal nicht so läuft und mit einem Feste feiern, wenn wir eines unserer Ziele erreicht haben. Für mich ist es zwar wichtig, dass ich diese Unterstützung auch im Wettkampf habe und wenigstens eine Bezugsperson vor Ort ist, die einfach da ist und mich anbrüllt, motiviert oder einfach da ist. Doch die wirklich aufwendige Unterstützung ist doch die im Alltag. Welche Beziehung hält die Verrücktheit der Triathleten aus, wenn der oder die Partner/in keinen Bock auf die Sportart hat und einem das Hobby nur mies redet? Wahrscheinlich keine wirklich lange.
Freunde oder Familie sind das ganz persönliche Team. Der Partner wird zum Teammanager, der einem auch mal den Rücken freihält. Und überlege ich länger darüber, ist es doch das schönste Team, das man sich wünschen kann, oder? Herrlich ehrlich und vertraut – mit ihnen teilt man die erreichten Ziele und die Glücksmomente doch doppelt gern, oder? Denn in der Regel wissen sie auch ganz genau zu schätzen, welch Aufopferung und Qual diese Sportart manchmal sein kann. Welche Achterbahnfahrt man manchmal durchlebt.
Trainingspartner als Unterstützung
Andererseits aber auch, weil es Menschen wie Katrin gibt, die uns im alltäglichen Training unterstützen und gut zureden. Die einen den Schweinehund überwinden lassen, wenn wir uns am liebsten verkriechen würden. Und die da sind, wenn man sie braucht. Triathlon ist aus diesem Grund für mich mehr als nur eine Sportart aus drei einzelnen Disziplinen. Triathlon ist Freundschaft – mit Höhen und Tiefen, die man miteinander durchlebt. Ein festes Band, das nicht reißt, weil einen mehr verbindet als Schwimmen, Radfahren oder Laufen. Es ist eine Lebenseinstellung.
Jetzt sitze ich auf der Couch, schreibe für Euch ein paar Zeilen und muss feststellen: ich bin wirklich glücklich. Der Lauf mit Katrin hat richtig gut getan. Dass der Tag nicht unbedingt optimal verlaufen ist, ja, das muss ich zugeben. Doch warum nicht einfach abhaken und das Kommende besser machen? Richtig: es gibt keine Gründe dafür. Wie hat es die Referentin eines Vortrags letztens so treffend gesagt: Versuche alles Negative in deinem Leben in das Positive zu wandeln, es wird schon für irgendetwas gut sein. So nehme ich den heutigen Tag auch und versuche davon überzeugt zu sein, dass morgen ein neuer Tag mit vielen neuen Möglichkeiten ist, der ganz sicher besser wird!
Beitragsfoto: Katrin und ich vor unserem Liga-Start beim Viernheimer Triathlon 2016. Vielen Dank an das Foto, Christian Cardinahl von www.art-tack.de!
4 Comments
Din
8. März 2017 at 9:50Ein wirklich ganz schöner Beitrag! Auch wenn wir viel allein trainieren und die Wettkampf letztlich allein bestreiten, habe ich bei keinem Einzelsport bisher so ein Wir-Gefühl empfunden. Selbst wenn man niemanden kennt und meint, man stünde erneut allein an der Startlinie, ist man es eben nie. Freunde und Familie sind aber auch für mich eine so wichtige Stütze. Ohne sie würde es für mich niemals funktionieren…
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