…hast Du Scheiße am Schuh. Nachdem es bei mir Mitte Februar wegen einer leichten Erkältung und der Uni nicht sonderlich gut lief und ich kaum Trainingseinheiten absolvieren konnte, folgte ein miserabler Formtest. Mein Trainer verordnete mir Ruhe um mich vom Stress zu erholen. Mein Körper dankte und nutzte die freie Zeit direkt für „komplettes Runterfahren“. Es läuft eben nicht immer rund. Ein Update.
Eigentlich wollte ich zum TCE Run und den vergangenen Wochen gar nichts schreiben, aber irgendwie beschäftigt es einen ja doch. Außerdem spiegelt es, so glaube ich, die Trainingsrealität vieler dar. Man hat tausend Dinge im Kopf, versucht sich zu teilen, auf möglichst wenig zu verzichten und am Ende fühlt man sich einfach nur noch leer. So in etwa erging es mir im Februar. Wer mir auf Instagram folgt, konnte ja einiges bereits in meinen dortigen Posts miterleben.
Erst habe ich wegen Halsschmerzen und einem allgemeinen „ich-glaube-ich-werde-krank“-Gefühl in der zweiten Februarwoche ein paar Tage pausiert – womöglich noch die richtige Entscheidung, da das Gefühl relativ schnell beseitigt war und ich mich wieder fit fühlte. Doch dann folgte der Stress. Eine bereits seit Monaten aufgeschobene Hausarbeit musste dringend geschrieben werden – die Nicht-Zulassung zur Masterarbeit drohte. Also ich von morgens bis abends in die Bibliothek, am nächsten Tag arbeiten, danach wieder in die Bibliothek – das eine Woche am Stück. An Training war nicht zu denken, der Schlaf war eher unruhig als erholend. Normalerweise setze ich meine Prioritäten anders und richte mich weniger nach der Uni, doch meinen Abschluss wollte ich dann doch nicht gefährden. Also Augen zu und durch, koste, was es wolle. Geklappt hat es, war aber eine unnötige Belastung für Kopf und Körper.
Formtest beim TCE Run in Langen
Am Wochenende der Triathlon Convention Europe sollte ich den 10-Kilometer-Lauf als Formtest nutzen. Meine Trainingswerte waren trotz des Stresses ganz passabel, sodass ich insgeheim hoffte, eine 58:30 laufen zu können. Beim Silvesterlauf war ich eine 62:34 gelaufen, sodass das eigentlich hinhauen sollte. Doch es sollte ganz anders kommen. Ich war am Vorabend auf einer Feier mit Freunden eingeladen, die ich nach all dem Stress nicht absagen und sehen wollte. Dadurch startete ich bereits unausgeschlafen in den Tag.
Das Wetter war recht stürmisch, die Strecke doch nicht so flach und gefühlt nur richtig schnelle Läufer am Start. Und wenn ich sage „richtig schnell“, dann meine ich das auch. Ich lief den ersten Kilometer mit einer 5’30 wohl etwas zu schnell an, doch selbst mit dieser Zeit war ich bereits alleine auf weiter Flur. Hinter mir nur eine Hand voll anderer Läuferinnen, sodass mir bereits da klar wurde, dass ich das Rennen weitestgehend alleine bestreiten muss. Und so kam es auch.
Wind, Wetter, mental versagt
Die Strecke verlief zu 80 Prozent über freies Feld und der Wettergott wollte uns Läufer wohl so richtig herausfordern. Es ging ein sehr böiger Wind, was das Rennen selbst für Läufer in Gruppen schwer machte. Ich kämpfte mich bis Kilometer fünf noch tapfer durch. Halbzeit bei 29’45, also noch einigermaßen im Plan. Doch bei Kilometer 6,5 habe ich mir durch den Wind schon alle Lichter ausgeschossen. Die Zeiten wollten nicht mehr unter sechs Minuten pro Kilometer bleiben, weit und breit kein anderer Läufer in meinem Tempo und die schnellen Läufer kamen mir bereits entgegen, während ich noch fast die Hälfte der Strecke zu absolvieren hatte. Mental nicht nur sau schwer, sondern für mich an diesem Tag einfach nicht machbar.
Ich kämpfte mich noch ins Ziel, sichtlich enttäuscht über die Zeit. 62:20, das hatte ich mir doch ganz anders vorgestellt. In meiner darauffolgenden #MondayMotivation auf einer Facebook-Seite schrieb ich: „Rückschläge sind oft lehrreicher als Siege, denn sie bringen uns erst an die Grenzen unserer Selbstwahrnehmung und der Auseinandersetzung mit uns selbst.“ Und genau das spiegelt mein Gefühl der Tage nach dem Rennen wieder. Über gute Rennen freut man sich ein paar Tage, aus Niederlagen lernt man noch etwas länger. Abhaken und weiter trainieren dachte ich mir, doch mein Trainer sagte, ich solle mir erst einmal etwas Ruhe gönnen, ich würde ja schon sehr müde aussehen.
Geduldig bleiben
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hatte er wirklich Recht, auch wenn ich es zunächst nicht zugeben wollte. Die vergangenen Wochen, der Stress mit der Uni, den man auch beim Schlafen gehen gedanklich nicht abstellen kann, hat doch mehr Spuren hinterlassen als erhofft. So traf es sich ganz gut, dass die Eintracht in Berlin spielte und ich mir zwei schöne Tage mit einer Freundin machen konnte. Doch mein Körper hat auch endlich mal Zeit bekommen, sich wirklich runterzufahren und prompt wurde ich richtig krank.
Mal wieder ein Zeichen dafür, dass man öfters auf sein Gefühl hören sollte. Ich habe eindeutig die Belastung unterschätzt und möchte daher an Euch appellieren: Gönnt Euch die nötigen Pausen. Jeder macht Fehler, wie ihr seht mache ich sie zu genüge. Doch unsere Gesundheit haben wir nur einmal. Es gibt keinen Grund, sie für unser HOBBY! die Gesundheit aufs Spiel zu setzen – denn wir machen Sport fast alle nur, weil es uns Spaß macht und nicht, weil wir damit Geld verdienen!
Kraft getankt, Vollgas voraus!
So habe ich durch meine Krankheitspause notgedrungen wirklich gar nichts gemacht und die nötige Kraft für die anstehenden Trainingsblöcke gesammelt. Am ersten Tag im Bett habe ich abwechselnd Biathlon geschaut und geschlafen, am nächsten Tag nur Serien auf Netflix geschaut und am darauffolgenden Tag ging es mir schon wieder gut. Möglicherweise rechtzeitig die Notbremse gezogen und nur wenige Tage verloren. Jetzt kann es also auch wieder Vollgas Richtung Kraichgau gehen – auch wenn ich in den kommenden Tagen das Training WIRKLICH gemütlich angehen lasse. Versprochen!
Die besten Bilder des TCE Run findet ihr in meiner Facebook-Galerie.
6 Comments
Ana
11. März 2016 at 11:48Liebe Annkathrin, Einsicht ist der beste Weg zur Besserung oder wie heisst es doch so schön?! Mir ging es ähnlich, nur dass ich mich nicht ganz an die verordnete Ruhe gehalten habe und nach meiner Bronchitis im Januar zu früh wieder ins Training eingestiegen bin und dafür Lauftechnisch den halben Februar dran gegeben habe. Im Nachhinein sehr unklug… Jetzt gehts mir wieder gut, seit 3 Wochen laufe ich wieder und hab hoffentlich was draus gelernt! Train on und viel Spass dabei, Ana
annkathrinernst
11. März 2016 at 11:50Danke Dir! 🙂 Ja, nächstes Mal ist man schlauer. Ich fahre auch in 10 Tagen ins Trainingslager, das ist wichtiger als jetzt eine Woche zu verlieren – oder eben auch paar mehr. Liebe Grüße und happy training 🙂
Katitria
11. März 2016 at 16:45Manchmal ist das einfach so. Und auf den Körper hören ist gar nicht so schwer 🙂
Kraichgau wird prima.
Daniel
12. März 2016 at 22:38Wir wissen es eigentlich alle … Ausdauersport ist ein Sport für geduldige.
Geduld mit dem Trainingsaufbau, Geduld in den Trainingseinheiten, Geduld bis die Form zugespitzt ist aber auch Geduld mit dem eigenen Körper … sei es sich an Belastungen zu gewöhnen oder ihm die Zeit zu geben Ruhe zu finden.
Stress ist für mich der Leistungskiller No. 1 – selbst wenn ich nicht krank werde spüre ich den Leistungsabfall fast sofort. Das schlimme, wenn man dagegen antrainiert schläft man weniger … mehr Stress … ein elender Teufelskreis.
BüroBär
15. März 2016 at 14:48Du bist nicht allein! Exakt so wie Dir ist es mir auch ergangen. Leichte Erkältung, trotzdem Halbmarathon in Bad Füssing überstanden, Stress im Büro, trotzdem auf den Obermain-Marathon hin trainiert, keine Pause, immer weiter, weiter, weiter … Jetzt hat sich die Erkältung zu einer waschechten Bronchitis ausgewachsen und eine längere Zwangspause nötig gemacht. Obermain-Marathon wird nun nur ein weiterer Halbmarathon, aber egal! Es gibt unzählige Krankheiten, aber nur EINE Gesundheit! Regeneration und vernünftige Pausen sind soooo wichtig, man will es nur nicht wahrhaben. Aber wir sind ja alle lernfähig (und -willig), oder? 😉
TCE: Trends, Tests und Triathlon – Triathlove
15. Januar 2017 at 21:05[…] wird diese in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Turnverein. Bereits im letzten Jahr habe ich am TCE-Run teilgenommen, auch wenn das damals für mich persönlich wenig erfolgreich war. Dies lag damals […]