It’s Raceweek. Eigentlich wollte ich mit diesem Satz einen Text einleiten, um Euch von meiner Vorfreude und Spannung auf Sonntag zu berichten. Doch schweren Herzens muss ich meinen Start beim Ironman 70.3 Kraichgau absagen.
In einem (Triathlon-)Rennen können wir oftmals über uns selbst hinauswachsen. Grenzen überschreiten. Schmerzen vorübergehend vergessen oder uns quälen. Alles, weil wir ein Ziel vor Augen haben. In den vergangenen Monaten habe ich auf diesen einen Tag gewartet. Trainiert und geschwitzt. Höhen und Tiefen erlebt. Sogar den Zieleinlauf hatte ich während dem Training immer mal wieder als Kopfkino. Umso schwerer fällt es mir jetzt, auf meinen Arzt zu hören und am kommenden Sonntag nicht an der Startlinie zu stehen.
Shit happens
Wer mir auf Instagram folgt, hat es wahrscheinlich gesehen oder gelesen: Ich hatte in der vergangenen Woche einen ziemlich heftigen Magen-Darm-Virus und zwischenzeitlich stand auch die Reise nach Israel auf der Kippe. Bereits am Sonntag habe ich mich nicht gut gefühlt und auf meine Teilnahme an der Saucony-Triathlove-Staffel beim Mainz Marathon verzichtet. In der Nacht bekam ich dann auch noch Fieber und Schüttelfrost – so schlimm, dass ich mehrfach überlegt habe den Krankenwagen zu rufen. Am Morgen bin ich dann gleich zum Arzt, der mir erst einmal eine Infusion verordnete. Alle anderen Details erspare ich Euch lieber. Nur so viel: Selbst Wasser konnte ich nicht trinken ohne kurze Zeit später Richtung Bad zu flüchten.
Bereits bei diesem Arztbesuch habe ich meinen Arzt gefragt: „Was ist mit Kraichgau?“ Seine Antwort: „Eins nach dem anderen.“ Er verordnete absolute Bettruhe, was allerdings auch kein Problem war. Denn ich war so schlapp und müde, dass ich den kompletten Nachmittag verschlafen habe. Auch am nächsten Tag besserte sich mein Zustand nicht wirklich, sodass ich erneut den Arzt aufsuchte und noch eine Infusion bekam. Und erneut die Frage: „Kann ich Kraichgau starten?“
Klare Ansage: Kein Start
Dieses Mal gab es eine sehr ehrliche Antwort von meinem Doktor. Eine Antwort, die ich so natürlich nicht erhofft, wenn doch erwartet habe. „Lassen Sie es bitte“, sagte er. Ich hatte innerhalb von 48 Stunden nicht nur über zweieinhalb Kilo, sondern auch gefühlt jegliche Flüssigkeiten in meinem Körper verloren und damit auch Mineralstoffe etc. Ein Start im Kraichgau wäre nach dem Training der letzten Monate sicherlich möglich. Die Idee, irgendeine Zeit zu schaffen hatte ich sowieso über Bord geworfen. Doch das große Problem jetzt ist: Ich habe keinerlei Reserven, auf die mein Körper zurückgreifen kann.
Eine Mitteldistanz ist eine ganz andere Belastung als ein Sprint oder eine Olympische Distanz. Das ist sicher jedem bewusst. Nach einer solchen Magen-Darm-Erkrankung braucht der Körper in etwa eine Woche zur vollständigen Regeneration, so der Arzt. Das wäre bei meinem Krankheitsverlauf in etwa ein oder zwei Tage vor dem Rennen der Fall. Doch ob ich wirklich die Energie habe, mich ohne Probleme über die Radstrecke zu schaffen? Keine Ahnung, denn richtig essen ging fast eine Woche lang nicht. Ob ich im Anschluss noch Laufen könnte ohne Probleme – weder mein Arzt noch ich wissen das. Ob ich im Ziel noch stehen könnte oder wieder an der Infusion hänge? Könnte passieren. „Vielleicht stehen Sie auch am dritten Anstieg und der Ofen ist bereits aus“, sagt der Arzt. Will ich das? Ein Rennen machen, ohne zu wissen, ob ich es wirklich schaffe? Will ich meine Gesundheit aufs Spiel setzen? Ich will es nicht. Vor allem, weil mein Arzt mir ans Herz gelegt hat, lieber zu verzichten. Er weiß, welche gesundheitlichen Folgen ein Start für mich haben könnte.
Wie geht’s weiter?
Also habe ich nun über 200 Euro umsonst ausgegeben. Auch auf Nachfrage ist es nicht möglich, meinen Start zu einem anderen, noch offenen, Ironman-70.3-Rennen zu transferieren. Ja, ich weiß, das ist Bestandteil eines Vertrags. Ich hatte aber doch irgendwie auf Kulanz gehofft, denn immerhin ist es auf ärztliches Anraten. Wie auch immer, aufregen bringt eh nichts. Jetzt begebe ich mich auf die Suche nach einer anderen Mitteldistanz, um doch noch in diesem Jahr mein Debüt geben zu können. Ende Juli oder Anfang August soll es sein und auf gar keinen Fall Wiesbaden. Mal sehen, wohin es mich treibt. Jetzt hoffe ich erst einmal, möglichst schnell wieder zu Kräften zu kommen und langsam wieder ins Training einsteigen zu können. Denn Gesundheit ist wichtiger als alles andere und es zeigt mal wieder: Ein Sportler-Leben hat Höhen und Tiefen. Der Mensch ist einfach keine Maschine.
22 Comments
trilifelove
29. Mai 2016 at 21:25Ich wünsche dir gute Besserung… Ich habe gerade eine Lebensmittel Vergiftung hinter mir, naja noch nicht ganz … Und ich fühle total mit dir…
Claudia
30. Mai 2016 at 6:55Vielleicht kommt ein Start in Moret zwei Wochen nach Kraichgau für Dich in Frage? Die Anmeldung ist noch offen und die Strecke ist ähnlich hügelig wie Kraichgau. Gute Erholung!
annkathrinernst
30. Mai 2016 at 9:26Danke dir! Ne, da bin ich ‚leider‘ im Urlaub 😉
Maren
30. Mai 2016 at 8:12Scheiße. Tut mir super leid für dich! Wünsche weiterhin gute Erholung und eine schöne Alternative diese Saison!
triathlovelife
30. Mai 2016 at 8:18Ach man, sowas ist ganz großer Mist! Aber Gesundheit geht eindeutig vor! Gute Besserung und dein Debüt kommt bestimmt!:)
Wolfgang
30. Mai 2016 at 10:37Das ist wirklich bitter. Ich musste im letzten Jahr schweren Herzens auch Kraichgau und einen Monat später den Ironman Frankfurt absagen. Aber das gehört wohl auch irgendwie dazu.
Vielleicht wäre der Breisgau Triathlon was für dich? Ich bin da mal vor drei Jahren gestartet. Ist echt eine schöne Veranstaltung: http://www.breisgau-triathlon.de
chriba76
30. Mai 2016 at 10:47Och, nee! Das ist gemein! Aber die Entscheidung des Arztes sollte man hier nicht in Frage stellen. Hatte auch mal so ein Viech, das dauert, bis man wieder völlig fit ist. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche nach einem guten Alternativrennen und gute Besserung!
Robert
30. Mai 2016 at 10:51Auch von mir Gute Besserung und komm bald wieder in die Spur. Ich kann dir gut nachfühlen, denn mir ging es am letzten Sonntag auch so. Es war zwar nur ein 5er und die Meldegebühr waren 32,00 €, aber das nicht teilnehmen können war am Schlimmsten!
Doch wie schon jeder richtig sagt: die Gesundheit geht vor! Und dann geht es auch wieder aufwärts!
Fox
30. Mai 2016 at 11:04S-h-i-t… Worstcase. Aber Kopf hoch, es gibt auch andere schöne Mitteldistanzen – ich war in Köln, das ist immer Anfang September. Fand ich ganz nett 🙂
projektironman2017
30. Mai 2016 at 13:40Ich kann das nachvollziehen, hat mich doch gerade erst eine Scharlach-Infektion kurz vor meinem ersten Triathlon flachgelegt. Ebenfalls übler Schüttelfrost, Fieber, das volle Programm. Nun starte ich locker wieder durch und hoffe das Beste. Und das wünsche ich Dir auch! Ich werde Deinem Blog in Zukunft folgen und wer weiß, vielleicht läuft (schwimmt oder radelt) man sich ja mal über den Weg 😉
Gute Besserung!
Jörg
boostthemietz
30. Mai 2016 at 14:46Och mensch. Das ist echt traurig zu lesen. Aber ich glaube in die Situation kommt jeder mal und du hast auf alle Fälle die richtige Entscheidung getroffen!
Sören L. Supertramp
30. Mai 2016 at 17:55Zunächst erstmal (nochmal) mein Beileid bzw. Beleid bringt Dir jetzt auch nix mehr. Gute Besserung. Richtige Entscheidung! Eine verdammte schwere in der Tat.
Zu den Ironman AGB’s: Das finde ich nach wie vor ziemlich schwach. Bei vielen anderen Rennen gibt es zumindest die Chance umzumelden. Denn Dein Startplatz bleibt doch jetzt leer oder sehe ich das falsch? Das ist eigentlich doch dann ziemlich dreist. Wenigstens jemand anderes könnte doch starten – komischess System 🙁
Wie auch immer: Dann genese sehr schnell und bleib genau so positiv, wie Du es jetzt schon bist!
Funk
31. Mai 2016 at 4:56Schade, aber die richtige Entscheidung
Lieblingsblogs Empfehlungen von euch für euch – Coffee & Chainrings
1. Juni 2016 at 18:17[…] Wenn Träume platzen, dann öffnen sich möglichst bald schon ganz neue […]
Kati
5. Juni 2016 at 20:49Manchmal muss man auf den Körper hören.. Auch wenn sein Sportlerherz weint. Du hast aber sicher die richtige Entscheidung getroffen.
frankisrunning
9. Juni 2016 at 11:10Hallo. Ich finde es wirklich gut darauf zu verzichten. Aber ich kann es nachvollziehen das es schwer ist. Aber das Problem kommt immer wieder mal vor und auch ich tue mich schwer dann auf den Start zu verzichten.
Als alternative kann ich dir Ende Juli den Erlangen Triathlon empfehlen. http://www.erlangertriathlon.de/
Ich werde selber dort mitmachen, allerdings nur mit dem Ziel ankommen.
Ruben (@getfitterde)
27. Juni 2016 at 8:59Du Arme – sehr ärglich um das Geld. Hast du dich schon für einen neuen Startort entschieden?
Nachdem mein Mitteldistanz-Debüt auch schiefgegangen ist (Challenge Heilbronn) und es nur ein Duathlon war habe ich auch noch nach bezahlbaren und noch anmeldbaren ALternativen gesucht:
– Ende Juli Hofheim in Franken – eine Mitteldistanz für einen lächerlich geringen Preis
– Anfang August in Ulm – auch ein fairer Preis… nur halt wieder mit deme Risiko des offenen Gewässers…
annkathrinernst
27. Juni 2016 at 9:09Ich mache am 31.7. jetzt Erlangen 😉
Läuft bei mir? NICHT! – Triathlove
12. Juli 2016 at 19:24[…] und andererseits, weil es einfach nur beschissen lief. Ihr erinnert Euch vielleicht noch, dass ich krankheitsbedingt den Start bei meiner ersten Mitteldistanz absagen musste. Stattdessen bin ich beim Sprint in Darmstadt an den Start […]
Wie geht’s weiter? Erlanger Triathlon – ich komme! – Triathlove
18. Juli 2016 at 23:32[…] Tiefen – so ungefähr lassen sich die letzten zwei Monate beschreiben. Doch nachdem ich den Start im Kraichgau absagen musste, habe ich mir relativ schnell ein neues Ziel gesucht. Mir war es wichtig, neben den […]
Meine erste Mitteldistanz: Mit Verspätung ins Ziel! – Triathlove
2. August 2016 at 19:11[…] ich meine erste Mitteldistanz bereits im Juni machen wollte und krankheitsbedingt absagen musste, konnte ich mir den Traum – endlich einen Schritt weiterzugehen – mit Verspätung […]
Die Achterbahnfahrt durch 2016 – Willkommen 2017! – Triathlove
1. Januar 2017 at 23:46[…] danach direkt auf die Toilette zu marschieren. Startverbot von meinem Arzt war die Konsequenz. Mein Traum war (vorerst) geplatzt. Natürlich war ich ziemlich traurig und genervt, aber was sollte ich machen? Meine Gesundheit aufs […]